Prävention

Wie gute Führung die Gesundheit schützt

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Quelle: © Kzenon / Foto Dollar Club

Führung ist nicht nur wichtig für die Leistung, Motivation und Zufriedenheit von Beschäftigten, sondern ein zentraler Einflussfaktor für deren Gesundheit und Wohlbefinden. Organisationen sind gut beraten, ein ganzheitliches Verständnis von guter und gesunder Führung zu entwickeln und es nachhaltig zu pflegen. Wie das geht, erläutern Expert:innen im Titelthema der Zeitschrift »Gute Arbeit« 7/2024.

Führungskräfte, die gut und konstruktiv führen, zeichnen sich vor allem durch drei Dinge aus: Aufgaben-, Beziehungs- und Veränderungsorientierung. Im Gegensatz dazu stehen destruktive Arten von Führung, etwa wenn Führungskräfte den Beschäftigten (oder einzelnen Personen) gegenüber feindselig auftreten. Destruktive Führung ist ein Stressor, der mit schwerwiegenden Konsequenzen für die Gesundheit der Mitarbeitenden einhergehen kann.


Der Zusammenhang: Führung und Gesundheit

Was zu guter Führung gehört und wie sie etabliert werden kann, erläutern mehrere Expert:innen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in zwei Fachbeiträgen. Studien belegen, dass die Führungskultur eine herausragend wichtige Ressource bei der Arbeit ist. Wissenschaftlich ist der Zusammenhang zwischen Führung und Gesundheit gut belegt. So kommt laut BAuA eine neuere Meta-Studie mit Daten von fast 100.000 Mitarbeitenden zu dem Ergebnis: Gute und konstruktive Führung hängt positiv mit der Gesundheit von Arbeitnehmer:innen zusammen, negative bzw. destruktive Führung entfaltet einen schlechten Einfluss, führt eher zu Beschwerden oder macht krank.


Wie geht gute Führung?

Konstruktiv führende Vorgesetzte, zeichnen sich vor allem durch diese drei Faktoren aus:
Aufgabenorientierung bezieht sich darauf, dass Führungskräfte die Aufgaben ihrer Mitarbeitenden im Blick haben. Sie schaffen klare Rollenerwartungen, Aufgabenstellungen, planen und strukturieren die Arbeit im Vorfeld, überwachen den Fortschritt, beseitigen Hindernisse bei der Aufgabenerfüllung und unterstützen bei Problemen.
Beziehungsorientierung bedeutet, dass Führungskräfte ihren Mitarbeitenden auf Augenhöhe begegnen, sich also als »Erste unter Gleichen« oder Sparringspartner:innen verstehen. Die Zusammenarbeit ist geprägt von Unterstützung, Wertschätzung und gegenseitigem Vertrauen. Beziehungsorientierte Führungskräfte versuchen zudem, ihre Mitarbeitenden weiterzuentwickeln, sodass diese selbstständig und selbstbestimmt ihrer Arbeit nachkommen können.
Veränderungsorientierung meint, dass Führungskräfte auch den Blick in die Zukunft richten und auf gemeinsame – möglichst partizipativ entwickelte – Ziele mit ihren Mitarbeitenden hinarbeiten. Dabei inspirieren sie und sind Innovationen sowie Weiterentwicklungen gegenüber positiv eingestellt, was Offenheit und Lernbereitschaft voraussetzt.


Gute Führung und New Work

Führungskonzepte, die zur »modernen Arbeitswelt« passen, sind bereits vorhanden und erprobt, aber kaum verbreitet. »Empowering Leadership« ist das entscheidende Stichwort: Führungskonzepte verabschieden sich von einem hierarchischen Führungsverständnis, von der Durchsetzung von Leistungszielen mit Druckmitteln. Es geht um »Führung auf Augenhöhe«, um Teamarbeit, Vermittlung der Relevanz der Aufgaben sowie Partizipation und Selbstorganisation – in Balance.
Was tun? Mitbestimmung und Gesundheitsschutz
Betriebe und Verwaltungen tun gut daran, das Führungsverständnis der Vorgesetzten zum Thema zu machen. Es geht um den Gesundheitsschutz und um den Erfolg der Organisationen. Betriebs- und Personalräte können initiativ werden, denn oft nehmen bestimmte Führungskräfte ihre Krankenstände mit. In destruktiv geführten Abteilungen herrscht eher Dienst nach Vorschrift, Innovationen haben keine Chance oder werden abgebügelt.
Interessenvertretungen können etwa gezielt Befragungen durchführen, insbesondere im Zusammenhang mit der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (§ 5 Arbeitsschutzgesetz – ArbSchG). Der Arbeitgeber muss z. B. auch bei Mobbing einschreiten. Das Arbeitsschutzrecht trägt dieser Problematik Rechnung, indem z. B. das ArbSchG präventiv angelegt ist und auch das Sozialgesetzbuch VII den Unfallversicherungsträgern einen erweiterten Präventionsauftrag erteilt.


Weitere Informationen

Wer neugierig auf das Titelthema geworden ist, findet insgesamt vier Beiträge in »Gute Arbeit« 7/2024: »Betriebskultur – Wie Führung die Gesundheit schützt (S. 8-23). Darin:

 

  • Dr. K. Klasmeier, A. Wittmers, Dr. B. Thomson (BAuA): Führung im Fokus: Wirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten (S. 8-12).
  • Dr. K. Klasmeier, M. Ribbat: Führung im Wandel (BAuA): Herausforderungen bei New Work (S. 13-15).
  • B. Eberhardt (Redaktion): Gute Praxis: Leitlinien für Führungskräfte (S. 16-19).
  • A. Faustenhammer (Autor und Coach): Schluss mit gefährdender und »toxischer« Führung (S. 20-23)

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