Projekt: | Erfolgreicher Kampf um den Erhalt des KNORR-Werkes und Ausbau zur europäischen Grundlastfabrik |
Bewerber/in: | Betriebsrat der Unilever Deutschland GmbH, Heilbronn |
Beschäftigtenzahl: | 501 bis 1000 |
Branche: | Konsumgüter/ Nahrungsmittel |
Gewerkschaften: | NGG |
Kurzpräsentation
Stichworte zum Projekt
Motiv
Die angespannte Marktsituation hat im Rahmen einer Netzwerkstudie aller europäischer Fabriken dazu geführt, dass Unilever die Schließung des KNORR-Standortes Heilbronn ankündigte. Diesen Beschluss traf das globale Management, somit war durch die fehlende Mitbestimmung auf europäischer Ebene die Einflussnahme des Betriebsrats zunächst begrenzt. Doch das Gremium steckte nicht den Sand in den Kopf, sondern beschloss, alles für den Erhalt des Werkes zu tun und neue Wege zu gehen.
Vorgehen
Der Gremium entwickelt eine ganzheitliche Strategie, um den Verlust von 650 Arbeitsplätzen abzuwenden. Die Betriebsräte organisierten internen und externen Widerstand auf den Betriebsversammlungen und banden gezielt Öffentlichkeit und Medien ein. So wurden symbolische Werksschließungen und Protestmärsche um das Werksgelände durchgeführt. Parallel dazu versuchten sie, breite Solidarität herzustellen. Sie gingen aktiv auf politische Vertreter, die Stadt Heilbronn und alle DGB-Gewerkschaften zu. Mit einem Protestmarsch und einer Kundgebung im Stadtzentrum wurden direkt die Bürgerinnen und Bürger adressiert. In zahlreichen Teil- und Betriebsversammlungen stimmten sie in allen Bereichen die Vorgehensweise mit den Kolleg:innen ab. Die Betriebsräte entwickelten ein Programm für die optimale, nachhaltige Ausrichtung des Standortes. Dazu erfolgte die Einbeziehung betriebswirtschaftlicher und juristischer Experten. Ergänzend dazu wurden Vorgesetzte und Standortverantwortliche mit ins Boot geholt, um gemeinsam mit den Beschäftigten ein Alternativkonzept für eine langfristige Sicherung der Arbeitsplätze und des Standortes zu erarbeiten. Vor diesem Hintergrund konnten die europäischen Verantwortlichen davon überzeugt werden, nach Alternativen zu suchen, um die Leistungsfähigkeit des Standortes zu untermauern.
Ergebnisse
Nach langen und schwierigen Verhandlungen gelang es, ein Konzept unter Einbindung der Mitarbeitenden zu entwickeln, um durch Effizienzsteigerungen den Standort in die Wettbewerbsfähigkeit zurückzuführen. Hierbei waren Reformen der Auslastung/strategischen Ausrichtung/Automatisierung aber auch Arbeitsregelungen notwendig. Die wesentlichen Veränderungen waren neben einer flexiblen, teilweise selbst bestimmenden Arbeitsweise (geregelt in Betriebsvereinbarungen), auch eine neue Arbeitsorganisation (geregelt im Interessenausgleich), mit der Besonderheit, einer mitbestimmenden Personalanpassung unter der Voraussetzung der erfolgreichen Umsetzung von Projekten. Hinzu kamen ein neuer Entgelt-Tarifvertrag und eine Standortgarantie, die in einem Tarifvertrag verankert wurde, um höchstmögliche Rechtssicherheit zu erlangen. So konnten die angedrohte Schließung abgewandt und eine Standortgarantie mit Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bis 2030 vereinbart werden.