Nominiert für den Deutschen Betriebsräte-Preis 2020

Betriebsrat der Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises gemeinnützige GmbH, Rodenbach
► Projekt: "Gestalten statt Anpassen – Digitalisierung mit Beschäftigten entwickeln und einführen"

Bei Projekten erreichen wir oft mehr, wenn wir unsere Kollegen*Innen ermutigen sich mit einzubringen, denn sie sind es auch, die letztendlich das Ergebnis solcher Projekte umsetzen müssen.

Belinda Schmidt, Betriebsratsvorsitzende (2. v. li.)

Daten und Stichworte zum Projekt

Projekt:

Gestalten statt Anpassen – Digitalisierung mit Beschäftigten entwickeln und einführen

Bewerber/in: Betriebsrat Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises gemeinnützige GmbH, Rodenbach
Beschäftigtenzahl: mehr als 1000
Branche: Altenpflege
Gewerkschaften: ver.di

 

Stichworte zum Projekt

  • Digitalisierungsstrategie sollte auf Drängen des Betriebsrats von Beginn an in Zusammenarbeit mit Beschäftigten entwickelt und umgesetzt werden
  • „Lernreise“ eröffnete Möglichkeiten, Prozess zu strukturieren, Handlungsfelder zu definieren und Mitarbeiter eng einzubinden
  • Verbindlich organisierter Rahmen ermöglicht transparente und ergebnisoffene Vorgehensweise


Motiv
Zu den Bereichen digitale Dokumentationen und Assistenzsysteme für die Pflege und Betreuung und die telemedizinische Versorgung entwickelte das Unternehmen eine Digitalisierungsstrategie. Der Betriebsrat bemängelt jedoch frühzeitig, dass kein Konzept vorlag, wie diese tiefgreifenden Veränderungen gemeinsam mit den Beschäftigten umgesetzt werden sollten. Im Gremium wurde daraufhin beschlossen, hierzu aktiv zu werden, um mit der Geschäftsführung einen Rahmen für die Beteiligung der Beschäftigten bei der Digitalisierung zu vereinbaren. Damit sollte auch die Mitbestimmung des Gremiums gestärkt werden. Der Betriebsrat wollte nicht für die Belegschaft die Digitalisierung mitbestimmen, sondern diese von Beginn an einbeziehen und Beteiligung verbindlich organisieren.

Vorgehen
Der Betriebsrat beschloss, die Geschäftsführung für die gemeinsame Beteiligung an einem Projekt zu gewinnen, das methodisch auf dem Konzept der „Lernreise“ basiert. Dabei identifizieren Betriebsrat, Beschäftigte und Führungskräfte IT-Handlungsfelder und Innovationsthemen der Digitalisierung, in denen ein gemeinsames „Erkundungs- und Entdeckerinteresse“ besteht. Die Rolle des Betriebsrats besteht darin, dass er eine kommunikative Brücke zu den Beschäftigten entwickelt und in einem dialogischen Prozess mit ihnen gemeinsam sowie mit den Einrichtungsleitungen die Inhalte der Lernreise bestimmt. Nach einer Bestandsaufnahme zur Digitalisierung schloss sich ein einjähriger Prozess an, in dem durch die Initiative des Gremiums die Digitalisierung mit den Beschäftigten gestaltet werden konnte.

Ergebnisse
Das Projekt führte dazu, dass ein verbindlich organisierter Rahmen für die Gestaltung und Beteiligung der Beschäftigten bei der Digitalisierung geschaffen wurde. Hier sind alle Beschäftigtengruppen vertreten und beraten gemeinsam regelmäßig die nächsten Entwicklungsschritte und wie sie geplant, erprobt und ausgewertet werden. Damit wurde ein innerbetriebliches Forum geschaffen, in dem alle Fragen und Gestaltungsbedingungen rund um die Digitalisierung transparent und ergebnisoffen mit Beschäftigten beraten und bearbeitet werden können. Dabei darf und soll dies nicht die Mitbestimmung aufweichen und ersetzen.