Projekt: | Abschluss eines Haustarifvertrags |
Bewerber/in: | Betriebsrat Antenne Thüringen GmbH & Co.KG |
Beschäftigtenzahl: | 55 |
Branche: | Medien/Hörfunk |
Gewerkschaften: | DJV |
Stichworte zum Projekt
Mehr Lohngerechtigkeit, weniger Willkür. Das waren die Ziele, mit denen der Betriebsrat von Antenne Thüringen in die Verhandlungen über einen Haustarifvertrag startete. In enger Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften wurde eine „Roadmap“ für die nicht immer einfachen Auseinandersetzungen entwickelt. Neun Monate später sind erstmalig bei einem Privatsender aus den neuen Bundesländern die Arbeitsbedingungen mit einem Mantel- und einem Entgelttarifvertrag verbindlich geregelt.
Motiv
Beim Thüringer Privatradio galt über 25 Jahre das Prinzip: Wer gut verhandelt, bekommt mehr Geld. Nach dem „Nasenprinzip“ genehmigten Abteilungsleiter die Gehaltserhöhungen der angestellten Redakteure. Die ungleiche Entlohnung für vergleichbare Arbeit – die teilweise bis zu 1.300 Euro brutto betrug – war der zentrale Grund, warum der Betriebsrat mit Nachdruck einen Haustarifvertrag einforderte. Darüber hinaus sollten die schon existierenden betrieblichen Regelungen wie 13,5 Gehälter oder 30 Urlaubstage eine verbindliche tarifliche Basis erhalten.
Vorgehen
Da die Geschäftsleitung der Verhandlungsaufforderung nicht folgen wollte, begann der Prozess mit einem Warnstreik. Zu ihm rief der Betriebsrat erfolgreich zusammen mit den beiden Gewerkschaften DJV und ver.di auf. Die Gewerkschaften hatte der Betriebsrat von Anfang an als aktive Verhandlungspartner mit ins Boot geholt. Gemeinsam wurde eine Roadmap zum Erreichen der Ziele festgelegt. Die Inhalte des gewünschten Tarifvertrags diskutierte die Belegschaft mittels Multiplikatoren und auf Betriebsversammlungen. Gefordert wurden
Ergebnisse
Nach einem Wechsel in der Geschäftsleitung verbesserten sich die zunächst holprigen Gespräche deutlich. In sieben Verhandlungsrunden erstritt der Betriebsrat einen Haustarifvertrag, der die erheblichen Lohnunterschiede künftig abbaut und zu größerer Transparenz bei der Gestaltung von Arbeitsverhältnissen führt. Gewinner ist aber auch die Geschäftsleitung, da qualifiziertes Personal nun bei Antenne Thüringen eine deutlich sichere Perspektive findet. Der ausgehandelte Mantel- und Entgelttarifvertrag ist zum einen ein Signal der Wertschätzung. Zum anderen soll er als Einstieg dienen für die Verhandlungen über jährliche Gehaltszuwächse. Stolz kann der Betriebsrat auf ein Novum sein: In den neuen Bundesländern ist dies seit 1990 der erste abgeschlossene Tarifvertrag bei einem privaten Radiosender.