Bewerbung Deutscher Betriebsräte-Preis 2017

Projekt: Gefährdungsbeurteilung psychische Belastungen
Bewerber/in: Betriebsrat Bosch Thermotechnik
Beschäftigtenzahl: ca. 6.000 Beschäftigte an 15 Standorten
Branche: Heizungsindustrie
Gewerkschaften: IG Metall

 

Stichworte zum Projekt

Eine Betriebsvereinbarung zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist kein Novum. Doch wenn sie wie bei der Bosch Thermotechnik viel stärker aus der Perspektive des Arbeitnehmers gestaltet wird und zudem ein methodisches Ausrufezeichen setzt, hat betriebliche Gesundheitspolitik einen beachtenswerten Schritt nach vorn gemacht.

Motiv

Schnelle Innovationszyklen, wachsende Arbeitsdichte aber auch Führungsdefizite können Arbeitnehmer ganz unterschiedlich stressen und krank machen. Die Gefährdungen – inklusive der psychischen Belastungen – zu ermitteln ist deshalb für Unternehmen eine arbeitsschutzgesetzliche Pflicht. Im Mutterkonzern, der Bosch GmbH, wurde dies seit 2015 mit einer Betriebsvereinbarung geregelt. Sie empfand der Betriebsrat der Bosch Thermotechnik aber als nicht ausreichend und zweckmäßig. Viel stärker sollte jeder einzelne Beschäftigte als Experte seines Arbeitsbereiches, seines Arbeitsplatzes wahrgenommen und mit seinen Erfahrungen am Prozess beteiligt werden. Methodisches Werkzeug: Die flächendeckende Durchführung von Analyseworkshops für die 6.000 Beschäftigten an den zum Projektstart 16 Standorten in Deutschland.

Vorgehen

Bereits 2004 startete der Betriebsrat mit Unterstützung der IG Metall in die Verhandlungen. Der lange, zum Schluss stark intensivierte Gesprächsmarathon endete vor der Einigungsstelle. Sie machte 2017 den Weg frei für eine BV, die den Beteiligten viele Instrumente für eine gute betriebliche Gesundheitspolitik an die Hand gibt. Dabei war es dem Betriebsrat wichtig, die BV möglichst konkret zu fassen. Sie sollte keine Auslegungsspielräume lassen bzw. nicht durch weitere Regelungen vor Ort ergänzt werden müssen.

Ergebnisse

Im methodischen Zentrum stehen dreistündige Analyseworkshops, in denen jeweils zwischen 5 und 15 Kollegen und Kolleginnen mit vergleichbarem Anforderungsprofil ihre Belastungen identifizieren und gewichten. Lösungen zur Stressminderungen werden gesucht und die Vorschläge mit der jeweiligen Führungskraft diskutiert. Kommt es zu keiner Klärung, sind sogenannte Analyseteams die nächste Instanz. Damit ist es dem Betriebsrat gelungen, ein verbindliches Problemlösungsverfahren zu implementieren, an dessen Ende notfalls eine unternehmensinterne Einigungsstelle steht. Weitere Charakteristika der BV:

  • alle Beteiligten (Beschäftigte, Führungskräfte, Moderatoren, Betriebsräte) werden entsprechend ihrer Rolle und Aufgabe im Prozess geschult
  • die Prozesssteuerung erfolgt durch betriebliche Analyseteams
  • der Betriebsrat ist in jedem Prozessschritt in der Mitbestimmung
  • die konzernweite Evaluation im dreijährigen Rhythmus ist festgeschrieben.