Bewerbung Deutscher Betriebsräte-Preis 2017

Projekt: Kündigungsschutz nach längerer Krankheit
Bewerber/in: Betriebsrat Rettungsdienst Teltow-Fläming GmbH
Beschäftigtenzahl: 220
Branche: Gesundheitswesen
Gewerkschaften: ver.di

 

Stichworte zum Projekt

Helfen ist ihr Job. Oft jedoch braucht das Personal von Rettungsdiensten selber Hilfe. Schichtdienste, Notfallsituationen sowie schweres Heben und Tragen belasten gesundheitlich in besonderem Maße. Für langzeiterkrankte Mitarbeiter erreichte der Betriebsrat des Rettungsdienstes Teltow-Fläming GmbH einen Kündigungsschutz gekoppelt an das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM).

Motiv

Ein hoher Krankenstand und eine ebensolche Rückfallquote lieferten Indizien dafür, dass das 2015 eingeführte Gesundheitsmanagement beim Rettungsdienstleister Teltow-Fläming GmbH, eine 100 %-Tochter des gleichnamigen Landkreises, auf den Prüfstand musste. Ein Hauptaugenmerk lag dabei auf dem Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM), das bis dato keine Akzeptanz fand und bei Erkrankungen die individuelle Ursachenforschung schwierig gestaltete. Betriebsrat, Steuerungsgruppe und Geschäftsführung suchten deshalb nach Wegen, um BEM-Maßnahmen attraktiver zu machen. Die intendierten langfristigen BEM-Zielsetzungen:

  • Überwinden der Arbeitsunfähigkeit
  • Erhalten des Arbeitsplatzes
  • Vorbeugen einer erneuten Arbeitsunfähigkeit
  • Vermeiden gesundheitlicher Beeinträchtigungen einschließlich chronischer Erkrankungen und Behinderungen

Vorgehen

Nach längeren Verhandlungen einigten sich die Betriebsparteien auf eine Betriebsvereinbarung, die dem eingeführten Gesundheitsmanagement einen zentralen Baustein hinzufügt. Danach erhalten alle länger erkrankten Mitarbeiter für den Zeitraum von einem Jahr Kündigungsschutz, wenn sie ein BEM-Verfahren vollständig absolvieren. Der Kündigungsschutz gilt auch, wenn die Prognose zur Wiedereingliederung negativ ausfällt. In diesem Fall erhalten die Betroffenen persönliche Unterstützung durch den BEM-Beauftragten. Ein aufgebautes Netzwerk hilft, eine schnelle Umschulung oder eine Verrentung zu erreichen. Kommuniziert wurde die abgeschlossene Betriebsvereinbarung in der Mitarbeiterschaft über alle gängigen Wege wie Intranet, Aushänge und Betriebsversammlungen.

Ergebnisse

Die Anreize für ein BEM-Verfahren fruchten. Erkrankte Mitarbeiter des Rettungsdienstes nehmen zu 100 % das empfohlene BEM-Verfahren an. Der weitreichende Datenschutz und die freiwillige Teilnahme lassen sie ohne Befürchtungen in die Gespräche mit dem BEM-Beauftragten gehen. In Kombination mit anderen Maßnahmen des Gesundheitsmanagements konnte der Krankenstand beim Sanitätspersonal von 6,2% in 2014 auf 3,9% in 2016 gesenkt werden.