Bewerbung Deutscher Betriebsräte-Preis 2017

Stichworte zum Projekt

Betriebsvereinbarung gewährleistet Mitarbeitern, die Arbeitszeit eigenverantwortlich gestalten zu können

Motiv

Derzeit sind ca. 120 Mitarbeiter in der Dünenwald Klinik beschäftigt. Der vorherige Betriebsrat kündigte die Betriebsvereinbarung zu Arbeitszeitkonten, da Vorgesetzte die Dienstplangestaltung teilweise u.a. genutzt hatten, Mitarbeiter zu „belohnen oder zu bestrafen“, ein „Holen aus dem Frei“ war in einzelnen Bereichen regelmäßig der Fall. Die Arbeitgeberin wollte, dass die Klinik ein „atmendes Unternehmen“ ist und strebte an, dass freiwillig gewährter Urlaub und Minusstunden angewiesen werden bzw. der Aufbau bzw. Abbau von Überstunden angewiesen wird.

Vorgehen

Der Betriebsrat wollte sein Mitbestimmungsrecht in der Dienstplangenehmigung durchzusetzen, was zu außerordentlichen Betriebsratssitzungen führte; gleichzeitig wurde das Gehalt der Betriebsratsmitglieder reduziert. Es kam zu Sitzungen bei der Einigungsstelle, innerhalb denen über ca. 1 Jahr die Dienstpläne monatlich erstellt wurden. Im Anschluss wurden über 3 Monate außerhalb der Einigungsstelle monatliche Kompromisse ausgehandelt.

Ergebnisse

Auf der Grundlage der ausgehandelten Kompromisse schlossen die Parteien eine Betriebsvereinbarung, die sie im Juni 2016 unterzeichneten. Die Mitarbeiter können nun ihre Arbeitszeit eigenverantwortlich und eigenständig auf die individuellen Arbeitszeitwünsche anpassen. Die Parteien legten neben der Mindestanwesenheitszeit (Vollzeitbeschäftigte müssen z.B. mindestens 5 Stunden anwesend sein) die Arbeitszeitkorridore fest, in denen die Mitarbeiter ihre Anwesenheit selbst regeln können. Ein „Holen aus dem Frei“ ist künftig nur in tatsächlichen Notfällen möglich, außerhalb des ärztlichen Dienstes wurde ein Bereitschaftsdienst eingeführt, ein Novum nach 20 Jahren. Dieser Bereitschaftsdienst wird pauschal mit 50% Arbeitszeitgutschrift vergütet. Zum ersten Mal gibt es auch für Mitarbeiter in der Verwaltung eine Gleitzeit. Diese Betriebsvereinbarung gilt für alle Mitarbeiter, außer für leitende Angestellte (d.h. Ärzte und Ärztinnen). Für diese wurde im Dezember 2016 ein Tarifvertrag mit dem Marburger Bund geschlossen