Bewerbung Deutscher Betriebsräte-Preis 2017

Projekt: Betriebsratsinitiative: Kulturveränderung durch Betriebsrat und Vertrauensleute
Bewerber/in: Betriebsrat VW Nutzfahrzeuge Hannover
Beschäftigtenzahl: > 10.000
Branche: Automotives
Gewerkschaften: IG Metall

 

Stichworte zum Projekt

Wollen Kulturveränderungs-Projekte nicht als Papiertiger enden, sind lebendige, dialogorientierte Konzepte gefragt. Ein solches haben Vertrauensleute und Betriebsratsvertreter von VW Nutzfahrzeuge, einer im Konzern eigenständigen Marke, für den Bereich der Werktechnik entwickelt.

Motiv

Das Stichwort „Culture Change“ war im Bereich Werktechnik kein neues. Doch die in der Vergangenheit ergriffenen Maßnahmen für eine verbesserte Führungs- und Verhaltenskultur nahmen aus Sicht der Vertrauensleute (VL) und des Betriebsrats (BR) die Mitarbeiter nicht wirklich mit ins Boot. Deshalb erarbeiteten sechs VL und ein BR-Referent in Eigenregie ein alternatives Konzept und stellten es den weiteren VL des Bereichs und der Chefetage vor. Von dieser gab es grünes Licht und zeitlichen Freiraum zur Umsetzung des Projekts.

Vorgehen

Erklärtes Ziel der Projektgruppe war es, alle Kollegen und Kolleginnen in einer verständlichen Sprache und mit praktischen Maßnahmen bzw. Erlebnissen mitzunehmen. Drei „Kulturbausteine“ wurden dazu erarbeitet:

  • Führungskräfte-Workshop: VL befragen Führungskräfte; aus den Antworten werden konkrete Maßnahmen abgeleitet
  • Kultur-Konferenz (in zwei Schichten): VL und BR informieren über das Projekt; auf einem Marktplatz stellen sich alle Abteilungen der Werktechnik vor.
  • Besuchsprogramm: alle Mitarbeiter bekommen die Möglichkeit, andere Abteilungen der Werktechnik zu besuchen. Die Besuche sollen die Identifizierung mit dem Bereich und dem Unternehmen stärken.

Die Projektgruppe orientierte die einzelnen Module eng an der Ist-Situation. Ungünstig auf ein Wir-Gefühl wirkt sich beispielsweise die dezentrale Ansiedlung der Werktechnik auf dem großräumigen Hannoveraner Betriebsgelände aus. Zudem weisen die Mitarbeiter unterschiedliche Qualifikationen auf und arbeiten an sehr heterogenen Aufgaben. Den Aktiven gelang es, kreative Formate zu entwickeln, die diesen Negativfaktoren in Sachen Identifikation bewusst entgegensteuern. Darüber hinaus erwies sich der VW-Zukunftspakt mit seinen arbeitsbedingten Versetzungen als Hürde. Hier mussten die Aktiven eine Menge Überzeugungsarbeit leisten, dass sich die Teilnahme am Projekt Kulturveränderung trotzdem lohnt.

Ergebnisse

Die Formate punkteten dank intensiver Vorbereitung und guter Materialien (Interviewleitfaden, Fragetechnik etc.). So soll der Führungskräfte-Workshop künftig auch auf Meisterebene stattfinden. Die vereinbarten Verbesserungsvorschläge werden in einer weiteren Gesprächsrunde kontrolliert. Ebenso erfolgreich ging die Kulturkonferenz über die Bühne. Ein moderierter Rundgang entlang der Abteilungs-Stellwände sowie Zeit zum Austausch ließen die rund 320 teilnehmenden Werktechnik-Mitarbeiter als Team zusammenrücken. Nachahmenswert macht die BR-Initiative „Kulturveränderung“ aber nicht nur die glaubwürdige und nachhaltige Strategie, sondern auch ein willkommener Nebeneffekt: Die VL haben viel Neues gelernt und an Image in den Abteilungen gewonnen.