Bewerbung Deutscher Betriebsräte-Preis 2017

Projekt: Kampf um die Erhaltung des Werkes Siemens Frankenthal
Bewerber/in: Betriebsrat der Siemens Turbomachinery Equipment GmbH
Beschäftigtenzahl: ca. 530
Branche: Maschinenbau
Gewerkschaften: IG Metall

 

Stichworte zum Projekt

  • Betriebsrat setzt auf massive Öffentlichkeitsarbeit und holt externen Sachverstand mit ins Boot
  • Konzept zum Erhalt des Standortes überzeugt
  • Neue Perspektive durch Verkauf an Investor

Motiv

Im Oktober 2015 teilte Siemens mit, den Betrieb in Frankenthal im Zuge einer Bereinigung der Fertigungsstandorte aufzuspalten, d.h. die Produktion der Dampfturbinen nach Tschechien zu verlagern und das verbleibende Verdichtergeschäft zu verkaufen. Begleitend zu dieser Planung wurde der Abbau von 210 Arbeitsplätzen angekündigt, so dass die verbleibenden Mitarbeiter nicht mehr zur Auslastung des Standorts ausgereicht hätten und somit die Zukunft des Standorts auf dem Spiel stand. Der Betriebsrat wollte die Aufspaltung des Werkes mit dem einhergehenden Personalabbau verhindern. Das Ziel war, den Standort als Ganzes zu erhalten, entweder in der Siemens AG oder nach einem Verkauf bei einem neuen Eigner.

Vorgehen

Die Betriebsräte holten sich externe Unterstützung und setzen verschiedene Wege der Öffentlichkeitsarbeit ein. Neben Kundgebungen in Frankenthal mit Beteiligung lokaler Politiker, wurden auch die Medien mit einbezogen und es kam zu einer Plakataktion beim Bundesligaspiel in Kaiserslautern. Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, die Bundestagsabgeordnete der Region und der Oberbürgermeister von Frankenthal haben nach Informationen durch den Betriebsrat Kontakt zur Konzernspitze in München aufgenommen und die Planung des Konzerns in Frage gestellt. Begleitet wurde dies von Maßnahmen zur Erhöhung des Organisationsgrades, um sich auf einen Arbeitskampf vorzubereiten. Parallel dazu hielt der Betriebsrat die Mitarbeiter durch Flugblätter sowie Betriebs- und Abteilungsversammlungen auf dem Laufenden. Nicht zuletzt hat das Gremium erfolgreich die Kontakte im Konzern- und Gesamtbetriebsrat genutzt, um Gespräche mit Verantwortlichen in höheren Führungsebenen zu führen.

Ergebnisse

Mit Hilfe der TBS wurde ein Konzept zum Erhalt des Standorts als Ganzes erarbeitet, das auch Ansätze für Einsparungen enthielt und auf das sich letztendlich der Konzern eingelassen hat.

Etwa 60 Arbeitsplätze wurden größtenteils sozialverträglich über Altersteilzeit-, Vorruhestands- und Abfindungsregelungen abgebaut. Im März 2017 wurde nun bekanntgegeben, dass der komplette Standort an den strategischen Investor Colfax verkauft wird.