Preisträger Silber - Deutscher Betriebsräte-Preis 2012

Silber_2012

Projekt:

Gesundheitsförderung und Belastungsreduzierung

Bewerber/in: Gesamtbetriebsrat der Bayer AG
Beschäftigtenzahl: 23.000
Branche: Chemie
Gewerkschaften:  IG BCE

 

Stichworte zum Projekt

  • Tarifvertrag »Lebensarbeitszeit und Demografie« bildet Grundlage für Gesundheitsförderung und Belastungsreduzierung im Unternehmen
  • Gesamtbetriebsrat startet Befragungsaktion und umfangreiches Maßnahmenpaket zur Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements

Motiv

Im Jahr 2008 wurde von den Tarifpartnern der Chemischen Industrie der Tarif-vertrag »Lebensarbeitszeit und Demografie« abgeschlossen. Instrumente dieses Tarifvertrages sind Altersteilzeit, Langzeitkonto, Berufsunfähigkeitszusatzversicherung, Teilrente und Altersvorsorge.
Der Vertrag definiert verschiedene Handlungsfelder. Diese reichen von der Information über demografiebedingte Herausforderungen, alters- und alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung über Qualifizierung und Gesundheitsförderung bis hin zur Nachwuchssicherung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Vorgehen

Zur Umsetzung dieses Tarifvertrages zählt an vorderster Stelle die umfassende Befragung der Beschäftigten rund um die Themen Gesundheit und Reduzierung von Belastungen. Dies soll eine empirische Grundlage für weitere Schritte bilden.
Der Gesamtbetriebsrat der Bayer AG entwickelte auf Basis der Befragungsergebnisse gemeinsam mit dem Unternehmen ein umfangreiches Maßnahmenpaket, um Instrumente zur Belastungsreduzierung und Gesundheitsvorsorge im Unternehmen umzusetzen.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 23 000 Mitarbeiter online und schriftlich befragt. Zu den Themen zählten die Tätigkeit, Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen, Qualifizierung, Gesundheit, der geplante Altersübergang und weitere Angaben zur Person, z. B. auch zum Migrationshintergrund. Die Befragung erreichte eine hohe Beteili-gung mit nahezu 50 %. Insgesamt zeigten die Ergebnisse zum Teil deutlichen Handlungsbedarf bei Belastung und Gesundheit, aber auch bei Fragen zur Qualifikation und Bildung. So gaben viele der Befragten an, dass ihre Arbeit in den letzten Jahren komplizierter geworden und mit höheren Anforderungen verbun-den sei. Auf die Frage, ob sie in den letzten zwei Jahren an Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung teilgenommen haben, antworteten 50 % mit Nein und fast jeder Vierte gab an, dass ihm keine solchen Maßnahmen bekannt seien.
Ein weiterer wichtiger Baustein war die Entwicklung eines Teilzeitmodells für belastete Arbeitnehmergruppen, hier u. a. für die Altersgruppe ab 55, die in Wechselschicht tätig sind (siehe Abbildung 2). Ziel ist hier eine kontinuierliche Belastungsreduzierung. Gestaltungselement dafür ist der Demografiefonds aus dem Tarifvertrag Lebensarbeitszeit und Demografie. Die Ergebnisse zur Belas-tungsreduzierung zeigen, dass die Angebote bei den Anspruchsberechtigten
große Zustimmung erfahren und der darin enthaltene Solidaransatz auch von der Belegschaft akzeptiert wird. Gleichzeitig wird mit diesem Ansatz dem Fach-kräftemangel vorgebeugt und ein Know-how-Transfer gewährleistet.
Für die aktive und langfristige Gesundheitsvorsorge wurde ein Modell der Gesundheitsförderung entwickelt. Diese beinhaltet verschiedene Prozess-schritte von der Anamnese über die Befundbesprechung und spezifische Bera-tungsangebote bis hin zu Kursen, Seminare und weiteren Maßnahmen in Zu-sammenarbeit mit Krankenkassen und externen Gesundheitsdienstleistern. Die
Befragung der Teilnehmer zeigt, dass über 80 % die Gesundheitsvorsorge als hilfreich verbunden mit einem großen persönlichen Nährwert einstufen.
Implementiert wurde außerdem ein strategisches betriebliches Gesundheitsmanagement. Dieses definiert Handlungsfelder des betrieblichen Gesundheitsmanagements und einen Regelkreis, der das Inei-nandergreifen von Steuerung, Gesundheitszirkel, Gesundheitsbeauftragtem und der  Ergebnisevaluation dokumentiert.
Von der Analyse über die Umsetzung bis hin zur Evaluation wurde damit ein umfassender Prozess zum Themenbereich Lebensarbeitszeit und Demografie durch den Betriebsrat entwickelt.

Zusatzmaterialien:

Prasentation Bayer