Sonderpreis Zukunftssicherung - Deutscher Betriebsräte-Preis 2012

2012 SP Zukunft

Projekt: Arbeiten, wo wir leben
Bewerber/in: Betriebsrat der Sterling SIHI GmbH
Beschäftigtenzahl: 50
Branche: Maschinenbau
Gewerkschaften:  IG Metall

Stichworte zum Projekt:

  • Betriebsrat entwickelt langfristiges Zukunftskonzept für Standort, um »Ausbluten« durch Überalterung zu verhindern
  • Zusatztarifvertrag und Betriebsvereinbarungen regeln »Beschäftigungsbrücke« und Maßnahmen zur Arbeitszeit und Altersversorgung einschließlich Investitionen in den Standort

Motiv

Der Betriebsrat des Anlagenbauers Sterling SIHI am Standort Tönning stellte Ende 2010 fest, dass in den kommenden fünf Jahren ein Drittel der Belegschaft in Rente geht bzw. kurz vor der Rente steht. Damit war klar, dass ohne Gegenmaßnahmen ein massiver Verlust von Wissen und Erfahrung und damit ein »Ausbluten« des Standortes drohte.

Vorgehen

Die Interessenvertretung entwickelte daher zusammen mit den Vertrauensleuten und mit Unterstützung der IG Metall ein Zukunftskonzept für den Standort.
Das Konzept wurde allein von den BR-Mitgliedern und Vertrauensleuten erarbeitet, mit jeweiligen Experten abgestimmt und detailliert und erst danach der Geschäftsleitung präsentiert. Danach begann eine Verhandlungsserie über die Inhalte eines Zusatztarifvertrages und der jeweiligen Betriebsvereinbarungen.

Ergebnisse

Zur Herstellung einer ausgewogenen Altersstruktur initiierten die Betriebsräte die Errichtung einer Beschäftigungsbrücke. Folgende Maßnahmen wurden dazu umgesetzt:

  • »Neustart« der Erstausbildung im Sommer 2011 und Fortsetzung in den Folgejahren mit zwei Azubis jährlich. Dies bedeutet, dass an den Anforderungen des Standortes orientierte Ausbildungsabläufe und Qualifizierungsmaßnahmen entwickelt und durch gezielten Wissenstransfer der erfahrenen Mitarbeiter vermittelt werden.
  • Vorausschauende zusätzliche Einstellung von geeigneten jüngeren Mitarbeitern aus der Region
  • Angebot an alle Mitarbeiter bis Jahrgang 1959 auf der Grundlage des Tarifvertrags zum flexiblen Übergang in die Rente (TV FlexÜ) in ein Teilzeitverhältnis zu wechseln.

Als Grundlage dafür wurde eine Betriebsvereinbarungen zu Ausbildung und Altersteilzeit abgeschlossen
Weitere Bausteine des Konzepts:

  • Zur Ausweitung der Arbeitszeit-Flexibilität, um größtmögliche Kundenzufriedenheit zu erreichen, zur Bewältigung von Auftragsspitzen und -tälern und gleichzeitig um Einkommenseinbußen bei Unterauslastung zu vermeiden, entwickelten die Betriebsräte eine Kombination aus Gleitzeit-, Sicherheits- und Langzeitkonto.
  • Ergänzend zur bestehenden Altersversorgung wurden Vorschläge für einen »4. Rentenbaustein« vorgelegt. Ein sogenanntes »Zeitwertpapier« soll eine ruhestandsnahe Freistellung für den Mitarbeiter möglich machen. Es kann auch zu einer Aufstockung des Nettoentgelts bei Altersteilzeit benutzt werden. Gespeist wird es z. B. aus Zeitguthaben des Langzeitkontos des Mitarbeiters, Entgeltumwandlung des Mitarbeiters oder Bonuszahlungen. Dieser Teil des Konzeptes wurde trotz grundsätzlicher Übereinstimmung mit der Geschäftsleitung zurückgestellt, weil diese feststellte, »das Unternehmen sein dafür noch nicht reif«.
  • Zur Bewältigung von Auftragsspitzen und -tälern wurden Handlungsleitfäden für Über- und Unterlast gestaltet.
  • Zusätzlich legten die Betriebsräte Maßnahmen zur Modernisierung des Standortes und Optimierung der Abläufe sowie einen Investitionsplan für diekommenden drei Jahre vor.
  • Schließlich beinhaltet das Paket eine »Equal Pay«-Regelung beim Einsatz von Leiharbeitern und eine Beschäftigungssicherung (Zustimmungserfordernis bei betriebsbedingten Kündigungen nach § 102,6 BetrVG) in Kombination mit einem Sozialtarifvertrag bis Ende 2016.

Zusatzmaterialien:

Präsentation Sterling SIHI GmbH