Preisträger 2 Silber - Deutscher Betriebsräte-Preis 2009

Silber_2009

Projekt:

Erste Transfergesellschaft für Leiharbeitnehmer in Deutschland

Bewerber/in: Betriebsrat/Betriebsausschuss der AUDI AG/IG Metall
Beschäftigtenzahl: 33.000
Branche: Metall- und Elektroindustrie
Gewerkschaften: IG Metall

Stichworte zum Projekt

  • Faire und gerechte Behandlung für Zeitarbeiter auch in Zeiten der Krise
  • Statt Entlassung: Qualifizierung und Weitervermittlung in Transfergesellschaft

Motiv

Mit der Einführung von Kurzarbeit für festangestellte Mitarbeiter bei AUDI Anfang 2009 verschärfte sich die Situation für die dort beschäftigten Leiharbeitnehmer dramatisch. Für rund 800 Zeitarbeiter drohte nach der Abmeldung durch das Automobilunternehmen die unmittelbare Kündigung durch die Zeitarbeitsunternehmen Adecco und Tuja. Eine Weitervermittlung an andere Firmen war aufgrund der konjunkturellen Situation nicht möglich. Aus Sicht der IG Metall eine unhaltbare Situation für die Betroffenen. Denn der Einsatz der Leiharbeitnehmer hatte wesentlich zu den positiven Ergebnissen der Vorjahre beitragen.
Die Gewerkschaft forderte eine faire und gerechte Behandlung der Zeitarbeiter auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und hatte daher im Jahr 2008 bereits einen Tarifvertrag für Leiharbeitnehmer bei Audi Ingolstadt über Entgelt,Auslöse und Heimfahrten vereinbart.
In Gesprächen und schwierigen Verhandlungen mit den Zeitarbeitsunternehmen Anfang 2009 betrat die Gewerkschaft dann absolutes Neuland und setzte ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt durch.

Vorgehen

Die IG Metall trat frühzeitig in Verhandlungen mit den beteiligten Zeitarbeitsunternehmen Adecco und Tuja ein. Ziel der Gespräche: Die Mehrzahl der betroffenen Leiharbeitnehmer vor betriebsbedingten Kündigungen schützen und Preisträger für diese kurz- und mittelfristige Maßnahmen vereinbaren, um ihnen nach der Abmeldung durch Audi eine wirtschaftlich tragfähige Perspektive zu verschaffen.

Ergebnisse

Für rund 400 bei Audi beschäftigte Leiharbeitnehmer wurde eine Transfergesellschaft gebildet. Im Rahmen der Vereinbarung erhielt jeder dieser Leiharbeitnehmer das Angebot, in die Gesellschaft zu wechseln. Ziel ist die Qualifizierung und Weitervermittlung der Leiharbeitnehmer. Alle Leiharbeitnehmer in der Transfergesellschaft erhalten nun für die Dauer des Aufenthaltes (bis zu 4 1 / 2 Monate) 75% ihres letzten bei Audi erzielten Nettoeinkommens und werden umfangreich betreut.
Die Betreuung im Rahmen der Transfergesellschaft umfasst ein Profiling der Beschäftigten, Qualifizierungsmaßnahmen zur besseren Integration in den Arbeitsmarkt, Bewerbungstraining sowie weiterführende Begleitung und Beratung. Partner der Transfergesellschaft ist die gewerkschaftsnahe NürnbergerGesellschaft für Personalentwicklung und Qualifizierung (GPQ).
Darüber hinaus wurde für 200 Leiharbeitnehmer vereinbart, dass sie bei den Zeitarbeitsunternehmen Adecco und Tuja bleiben und an andere Unternehmen weitervermittelt werden. Für einen Zeitraum von zwei Monaten nach Ihrem Weggang von Audi können sie nicht gekündigt werden.