2.2 Krankenstand 2019: Trends und Ursachen der Arbeitsunfähigkeit

Der Krankenstand der Pflichtversicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) lag 1960 bei 5,11%. 1970 wurden 5,60% verzeichnet, 1973 erreichte der Krankenstand einen Höhepunkt mit 5,86%. Seit den 1990er Jahren bis 2008 war er rückläufig. 2007 wurde mit 3,22% der niedrigste Stand seit Einführung der Statistik und der Einführung der Lohnfortzahlung im Jahr 1970 überhaupt gemessen. Seit 2008 steigt der Krankenstand wieder. 2017 lag er bei 4,20%, für 2018 scheint es, ausgehend von den ersten zwei Quartalen, einen weiteren Anstieg zu geben (Abb. 43). In diesem Anstieg spiegeln sich verschiedene Faktoren wider: neben einer »Normalisierung« historisch niedriger Krankenstände beispielsweise auch die Alterung der Erwerbsbevölkerung, die Belastungen der Beschäftigten und Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt.

Für differenzierte Betrachtungen des Krankenstands, z. B. nach Diagnosen oder Altersgruppen, muss auf die Daten einzelner Krankenkassen zurückgegriffen werden.

Betrachtet man das Krankschreibungsgeschehen nach Altersgruppen, so zeigt sich, dass die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle (AU-Fälle) bei den Jüngeren vergleichsweise hoch ist, während hier die AU-Tage je Fall niedrig liegen. Mit zunehmendem Alter sinkt die Zahl der AU-Fälle zunächst, danach steigt sie wieder leicht an. Die Krankheitsdauer je Fall nimmt in den Altersgruppen kontinuierlich zu und erreicht ihren Gipfel mit durchschnittlich fast 21 Tagen jährlich bei den über 60-jährigen (Abb. 44). Die beschriebenen Unterschiede bei Häufigkeit und Länge von Arbeitsunfähigkeitsfällen und -dauer zwischen den einzelnen Altersgruppen lassen sich im Trend der vergangenen zehn Jahre durchweg beobachten und die AU-Daten sind in diesem Zeitraum annähernd konstant geblieben.

Bei den Diagnosegruppen, die den Krankenstand verursachen, liegen die Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems an erster Stelle. Das ist auch ein Hinweis auf den anhaltend hohen Stand arbeitsbedingter körperlicher Belastungen. Danach folgen Krankheiten des Atmungssystems sowie die psychischen Störungen, die Reihenfolge dieser beiden Krankheitsarten kann je nach Kassenart wechseln. Als einzige Krankheitsart weisen die psychischen Störungen eine kontinuierlich steigende Tendenz auf (siehe dazu Abschnitt 2.3).