Nominierung Deutscher Betriebsräte-Preis 2018

Betriebsrat der Valeo Siemens eAutomotive Germany GmbH
Projekt: Methodik für die Betriebsvereinbarung über ein 4-Schichtgruppen-6Tage Modell

„Wir wollen verhindern, dass die Beschäftigten zum Spielball des Betriebes werden. Das ist die Grundlage unserer Betriebsratsarbeit.“

Jessica Reichert, Stellvertretende Betriebsratsvorsitzende

Daten und Stichworte zum Projekt

Projekt: Methodik für die Betriebsvereinbarung über ein 4-Schichtgruppen-6Tage Modell
Bewerber/in: Betriebsrat der Valeo Siemens eAutomotive Germany GmbH, Bad Neustadt
Beschäftigtenzahl: 201-500
Branche: Automobil
Gewerkschaften: IG Metall

 

Stichworte

  • Auslastung der Maschinenkapazität erforderte die Einführung eines 6-Tage-Modell
  • Betriebsrat erzielt Mantelbetriebsvereinbarung, die verschiedene Schichtmodelle und deren Ausprägung, wie in einem Baukasten abdeckt und volle Mitbestimmung des Gremiums gewährleistet
  • Mitarbeiter behalten durch gesonderte Konditionen ihre zeitliche Selbstbestimmung und Flexibilität.

Motiv

Das Joint Venture Valeo Siemens eAutomotive Germany GmbH wurde im Dezember 2016 gegründet. Das Produktspektrum umfasst elektrische Antriebstechnik für die Automobilbranche. Zu den wichtigen Kunden zählen Volvo, VW und Daimler. Aufgrund steigender Nachfrage verzeichnet das Unternehmen ein starkes Wachstum. Es kommt zu einer Vielzahl von Neueinstellungen. Die hohe Nachfrage hat zudem unmittelbare Auswirkungen auf die Auslastung der Maschinenkapazitäten. Bislang erfolgte die Arbeit in einem 5-Tage-Modell, dies gelangte aber schnell an seine Grenzen. Dadurch wurden der Betriebsrat und die Belegschaft mit der Einführung eines 6-Tage-Modells konfrontiert.

Vorgehen

Um verträgliche Lösungen im Sinne der Beschäftigten zu finden und Überlastungen zu vermeiden, bildete der Betriebsrat umgehend Arbeitsgruppen mit der Belegschaft und führte Umfragen bei den Mitarbeitern durch. Auf Basis der daraus gewonnenen Erkenntnisse entwickelte das Gremium eine Betriebsvereinbarung und legte diese dem Arbeitgeber zur Verhandlung vor.

Ergebnisse

Die erzielte Betriebsvereinbarung besteht aus einer Mantelbetriebsvereinbarung, die verschiedene Schichtmodelle und deren Ausprägung wie in einem Baukasten abdeckt.

Die Mantelbetriebsvereinbarung ist unbegrenzt gültig. Einzelne Schichtmodelle können je nach Abteilung und Anforderung individuell auf die Abteilung zugeschnitten werden. Die Konditionen dafür sind in der Mantelbetriebsvereinbarung geregelt. Die Anwendung des Schichtmodells gilt dann jeweils nur für einen befristeten Zeitraum. Je nach Unternehmenslage kann aus diesem ein geeignetes Schichtmodell herangezogen werden.

Folgende Punkte zeichnen die Betriebsvereinbarung aus:

  • Je nach betrieblicher Lage kann ein Schichtmodell oberhalb eines 3-Schicht / 5-Tage Schichtmodell passend ausgewählt werden, ohne dass immer ein ganzer Samstag ausgefüllt werden muss. Die Anzahl der Schichten sind gestaffelt.
  • Der Betriebsrat behält durch die jeweils gesonderten befristeten Vereinbarungen immer die Mitbestimmung und kann die Dauer, Art und Ausprägung des jeweiligen Schichtmodells maßgeblich beeinflussen.
  • Der Betriebsrat darf in der befristeten Vereinbarung über Personalschlüssel und Personalplanung mitentscheiden, dadurch werden die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates über den Paragraphen §92 BetrVG erweitert.
  • Alle Bedingungen sind verhandelt, somit bleiben die Konditionen immer erhalten und müssen nicht jedes Mal neu mit dem Arbeitgeber verhandelt werden.
  • Wenn neue Schichtmodelle oder Bedingungen unbefristet nötig werden, können diese in die Mantelbetriebsvereinbarung aufgenommen werden.
  • Sollten nur einmalige / seltene Bedingungen oder Konditionen verhandelt werden müssen, kann dies in der befristeten Vereinbarung geschehen.
  • Die Auswahl der Schichtmodelle wurde mit Beteiligung der Belegschaft erarbeitet. Dies geschah über Umfragen und Arbeitsgruppen. Zudem wird nach einer Testphase für verschiedene Modelle eine Umfrage in der Mannschaft durchgeführt, welches grundsätzliche Schichtmodell für einen längeren Einsatz (9-12 Monate) am besten passen würde. Das gilt auch für das Rollieren und die Rotation innerhalb des Schichtmodells.
  • Durch die Freiplätze an Samstagen erhalten die Mitarbeiter Selbstbestimmung zurück. Damit bleibt der Samstag immer ein besonderer Tag (Motto: „Ein Samstag ist kein Dienstag“).
  • Die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates über sämtliche Aspekte der Schichtarbeit werden durch diese BV nicht eingeschränkt, sondern verstärkt und bleiben zu jeder Zeit erhalten.
  • Durch die erweiterte Mitbestimmung in der Personalplanung hat der Betriebsrat die Möglichkeit für eine Entlastung der Belegschaft zu sorgen. Es wird immer eine ausreichende Mitarbeiteranzahl verhandelt werden müssen mit dem BR, damit der Arbeitgeber das Schichtmodell überhaupt starten kann. Da es somit genügend Mitarbeiter gibt, können personelle Ausfälle ohne Mehrarbeit / Leiharbeit kompensiert werden.