Deutscher Betriebsräte-Preis 2018 in Silber

Betriebsrat Clariant Plastics & Coatings (Deutschland) GmbH
Projekt: Personalanpassung an Produktionsmengen, Altersstruktur und Elternzeiten

"Eine langfristige und an Produktionsmengen angepasste Personalplanung ist uns wichtig, wir wollen eine Entlastung der KollegInnen durch verschiedene Bausteine erreichen."

Richard Tschernatsch, Betriebsratsvorsitzender

Daten und Stichworte zum Projekt

Projekt: Personalanpassung an Produktionsmengen, Altersstruktur und Elternzeiten
Bewerber/in: Betriebsrat der Clariant Plastics & Coatings (Deutschland) GmbH
Beschäftigtenzahl: 201-500
Branche: Chemische Industrie
Gewerkschaften: IG BCE

 

Stichworte

  • Trotz steigender Produktionsmengen erfolgte keine Anpassung der Personalkapazitäten. Parallel steigende Frei-und Fehlzeiten sowie Elternzeiten verschärften die Situation.
  • Betriebsrat dokumentiert steigende Ausfallzeiten, informiert die Belegschaft und erhöht Druck auf Arbeitgeber, gemeinsame Lösungen zu finden.
  • Betriebsvereinbarung ermöglicht Personalmaßnahmen, um flexibel auf Produktionsmengen, Altersstruktur und Ausfallzeiten zu reagieren.

Motiv

Seit 2010 erfolgten durch neue Strategien und einen Rückgang der Produktionsmengen immer wieder ein sozialverträglicher Abbau respektive eine Anpassung des Personals. Ab 2014 drehte sich die Entwicklung: Die Produktionsmengen stiegen wieder deutlich an. Personell wurde auf diese Veränderungen im Gegensatz zu den Vorjahren aber kaum bzw. gar nicht reagiert. Zusätzlich kam es durch die hohe Altersstruktur und daraus resultierender Altersfreizeiten und Langzeiterkrankungen von über 6 Wochen immer wieder zu Personalmangel in den Produktionsbetrieben und anderen Abteilungen. Außerdem wurde zunehmend von Elternzeit Gebrauch gemacht.

Durch die permanente Mehr- bzw. Überbelastung des Personals und die damit anfallenden Gleitzeitstunden bzw. Stunden auf den Schichten verschärfte sich die Situation. Außerdem stand kein Ersatzpersonal zu Verfügung, das für Langzeiterkrankungen und Elternzeiten in den Betrieben flexibel eingesetzt werden konnte.

Für die Interessenvertretung stellt sich daher folgende Frage: Welche Faktoren müssen in einer zukunftsorientierten, wirtschaftlichen und altersgerechten Personalbedarfsplanung berücksichtigt werden?

Das Gremium setzte sich daher folgende Ziele:

  • Anpassungen der Personalmenge auf die aktuellen Produktionsmengen
  • Schaffung einer "Flexiblen Chemikanten-Gruppe", die zusätzlich zum Stammpersonal in den Betrieben für Langzeiterkrankte und Elternzeiten aber auch für andere Gründe von längeren Abwesenheiten eingesetzt werden können.
  • Verbesserung der langfristigen Personalplanung, mindestens für einen Zeitraum von fünf Jahren.


Vorgehen

In Gesprächen mit der Personalabteilung und der Standortleitung wurde auf die drängende Situation hingewiesen. Anfangs konterte die Arbeitgeberseite immer wieder mit dem Argument, dass man ja nicht wisse, wie lange die Mengen so hoch bleiben würden und daher Personal nicht aufgestockt werden könne. Nachdem diese Gespräche wenig Erfolg zeigten, stellte der Betriebsrat eine komplette Auflistung der Stunden zusammen, die zu dieser Zeit am Standort auf den Zeitkonten als Plus standen. Außerdem listete er die Ausfallzeiten auf, die durch Langzeiterkrankungen, Altersfreizeiten etc. anfielen. Insgesamt konnten so ca. 50.000 Stunden an Mehr- und Fehlzeiten dokumentiert werden. Diese Daten wurden in Form einer umfangreiche Präsentation der Standortleitung, Personalabteilung und zusätzlich noch der BU-Leitung im Rahmen einer BR-Sitzung präsentiert. Die Betriebsräte führten ihre Argumente für eine nachhaltige Personalpolitik auf. Um den Druck auf den Arbeitgeber zu erhöhen, wurden diese Informationen in einer Betriebsversammlung vorgestellt. Dieses Vorgehen führte schließlich dazu, dass sich die Arbeitgeberseite auf konstruktive und zielführende Gespräche einließ.
 

Ergebnisse

  • Die Personalmenge wurde größtenteils durch Übernahmen von Auszubildenden und externen Bewerbern auf die Produktionsmengen angepasst. Insgesamt wurden und werden rund 16 Stellen aufgebaut.
  • Eine flexible Chemikanten-Gruppe mit drei Personen wurde geschaffen. Dazu schloss das Gremium eine Betriebsvereinbarung mit dem Arbeitgeber. Diese Gruppe wird bis Ende 2018  komplett besetzt sein, da dann die Auszubildenden zur Verfügung stehen.
  • Zwischen Personalabteilung und Betriebsrat findet permanent eine Personalplanung statt. Hierzu erfolgen monatliche Termine mit der Personalabteilung aber auch zweimal jährlich Termine mit den Abteilungs- und Betriebsleitern.
  • Durch die parallele Einführung des betrieblichen Eingliederungsmanagement (mit Betriebsvereinbarung) ist gewährleistet, dass rechtzeitig auf Langzeiterkrankungen reagiert werden kann.