Preisträger Bronze: Deutscher Betriebsräte-Preis 2015

Bronze_2015

Projekt: Kollektive Gefährdungsanzeige mit Ultimatum
Bewerber/in: Betriebsrat der Kliniken Nordoberpfalz AG, Erbendorf
Beschäftigtenzahl: 108
Branche: Reha-Einrichtungen
Gewerkschaften: ver.di

Stichworte zum Projekt

  • Gefährdungsanzeige mit Ultimatum führt zu Betriebsvereinbarung 

Motiv

Die Mitarbeiter der Kliniken Nordoberpfalz leiden unter einer massiven Erhöhung der Überstunden, die auf eine Änderung der zu betreuenden Patienten zurückzuführen ist: Statt rehabilitationsfähiger Patienten sind die meisten der zu betreuenden Patienten dement und bedürfen einer intensiven Pflege. Dennoch werden keine weiteren Mitarbeiter eingestellt, was zu erheblichen Überstunden und vermehrtem Holen aus dem Frei führt. Darüber hinaus wurde die Schichtbesetzung reduziert, Mitarbeiter reichten zahlreiche Gefährdungsanzeigen ein und der Krankenstand stieg. Des Weiteren litt das Unternehmen unter einer hohen Fluktuation, die auf der erhöhten Arbeitsbelastung zurückzuführen war.

Vorgehen

Der Betriebsrat wollte diesen Zustand aufheben und schrieb eine Gefährdungsanzeige, in welchem sie dem Arbeitgeber ein Ultimatum setzte: Einstellen neuer Mitarbeiter, sonst werden die Mitarbeiter ab dem 15.9.2013 nicht mehr aus dem Frei einspringen. Mit Unterstützung von ver.di organisierte der Betriebsrat einen Soli-Brunch innerhalb der Kliniken, mit dem er den Aufsichtsrat und auch andere Berufsgruppen auf das Problem aufmerksam machte. In Teilbetriebsversammlungen informierte der Betriebsrat die Mitarbeiter regelmäßig über den aktuellen Stand. 

Ergebnisse

Der Betriebsrat führte zahlreiche Verhandlungen mit dem Arbeitgeber, die schließlich in einer Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit mündeten. Der Stellenplan wurde um 3,5 Vollzeitkräfte erhöht, Servicekräfte wurden in der Pflege eingesetzt und Workshops zur Optimierung des Tagesablaufs angeboten. Seit Oktober 2014 laufen auch Pflegesatzverhandlungen, um die Einnahmesituation der Mitarbeiter zu verbessern.