Nominierung: Deutscher Betriebsräte-Preis 2016

Projekt: Beteiligungskampagne mobiles Arbeiten
Bewerber/in: Gesamtbetriebsrat der Daimler AG, Stuttgart
Beschäftigtenzahl: 160.000 (ohne Tochtergesellschaften)
Branche: Automobilindustrie
Gewerkschaften: IG Metall


Stichworte zum Projekt

  • Im Vorfeld einer neuen Gesamtbetriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten bei der Daimler AG hat der Gesamtbetriebsrat mit einer Online-Befragung und Workshops die Bedürfnisse und Anregungen der Beschäftigten identifiziert und damit die für selbstbestimmt gestaltete Arbeit notwendige Kulturveränderung im Unternehmen eingeleitet.

Motiv

Die Daimler AG beschäftigt in Deutschland rund 160.000 Mitarbeiter in der Verwaltung und produktionsnahen Bereichen, davon arbeiten derzeit mehr als 26.000 zeit- und ortsunabhängig mit Tablet, Notebook oder Smartphone. Eine alte Gesamtbetriebsvereinbarung regelte weder Erfassung noch Vergütung der Arbeitszeit im mobilen Jobeinsatz, daher arbeiteten die Beschäftigten häufig unentgeltlich oder in rechtlichen Grauzonen. Mit einer neuen Gesamtbetriebsvereinbarung wollte der Gesamtbetriebsrat erreichen, dass die Daimler-Mitarbeiter in Zukunft selbst und noch flexibler über Arbeitszeit und -ort bestimmen - im legalen Rahmen, geschützt und bezahlt. Durch eine Beteiligungskampagne gab der Gesamtbetriebsrat den Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, sich direkt an der Entwicklung einer neuen Gesamtbetriebsvereinbarung zu beteiligen, und hat darüber hinaus eine „Blaupause“ für künftiges betriebspolitisches Handeln entworfen.

Vorgehen

Der Gesamtbetriebsrat hat gemeinsam mit dem Unternehmen sowie der IG Metall als Projektpartner ab Januar 2015 an den deutschen Standorten eine zweistufige Beteiligungskampagne zum mobilen Arbeiten durchgeführt und diese intensiv kommunikativ begleitet. Das Steuergremium und alle Arbeitsgruppen waren dabei paritätisch besetzt, auch die IG Metall war darin vertreten. Die Kooperation sicherte zum einen die Finanzierung der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts durch das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Außerdem war es dadurch möglich, dass die Mitarbeiter während ihrer Arbeitszeit an der Kampagne teilnehmen konnten. Zunächst wurden rund 82.550 Mitarbeiter eingeladen, an einer Online-Befragung teilzunehmen. Gefragt wurde etwa nach den Voraussetzungen für mobile Arbeit, den Erfahrungen der Mitarbeiter damit und ihrem Bedarf. In der zweiten Stufe des Projekts fanden insgesamt 35 halbtägige Workshops statt, in denen jeweils 40 Teilnehmer die Befragungsergebnisse analysierten und Möglichkeiten für das zukünftige mobile Arbeiten erörterten. Auf der Grundlage erarbeiteten die Fachleute aus Gesamtbetriebsrat, IG Metall, Unternehmen und Fraunhofer IAO eine Empfehlung für die Verhandlungen über die neue Gesamtbetriebsvereinbarung inklusive Tarifierung, die zudem von IG Metall und dem Arbeitgeberverband unterzeichnet werden soll.

Ergebnisse

Umfangreiche Auswertungen der Online-Befragung des Fraunhofer IAO liegen seit Mitte 2015 vor, im Januar 2016 präsentiert das Fraunhofer-Instituts die Gesamtergebnisse der Kampagne. Anfang Februar starten dann die Verhandlungen über die neue Gesamtbetriebsvereinbarung, die im 1. Quartal 2016 abgeschlossen sein sollen. Diese sieht der Gesamtbetriebsrat jedoch nur als Startschuss für eine künftige weitere Anpassung der Unternehmens- und Arbeitskultur im Unternehmen und als Grundstein für noch mehr Selbstbestimmung der Arbeitnehmer bei der Gestaltung ihrer Arbeit. Auch diesen Umsetzungsprozess wird der Gesamtbetriebsrat mit starkem Engagement kommunikativ begleiten.