Preisträger Bronze: Deutscher Personalräte-Preis 2016


Bronze_2016

Bewerber/in: Personalrat des Badischen Staatstheaters Karlsruhe
Projekt: Arbeitszeiten künstlerisches Personal
Beschäftigtenzahl: ca. 820
Projektzeit:  

Kurzbeschreibung

Arbeitszeiterfassung für künstlerisches Personal.

Motiv

Das Badische Staatstheater Karlsruhe ist ein Mehrspartentheater mit Opern-, Ballett- und Schauspielaufführungen, 2011 wurde das Junge Staatstheater gegründet, das sich speziell an Kinder und Jugendliche richtet. Derzeit beschäftigt das Staatstheater ca. 820 Mitarbeiter, mit Regie-, Bühnenbild- und Kostümassistenten sowie mit Dramaturgen und Theaterpädagogen. Es gab kein Zeiterfassungssystem, da der Intendant der Ansicht war, der Tagesplan, in dem die aktuellen Probezeiten, Aufführungen etc. eingetragen waren, genügte, um die Arbeitsstunden zu dokumentieren. Allerdings wird in dem Tagesplan weder die Vor-, noch die Nachbereitung berücksichtigt, sodass zahlreiche Mitarbeiter oft einen Arbeitstag von 16 Stunden hatten. Der Personalrat wollte ein Dokumentationssystem einführen.

Vorgehen

Der Personalrat konnte verschiedene Kollegen/innen dazu überreden, ihre Arbeitszeit aufzuschreiben, um die langen Arbeitstage zu dokumentieren. Anschließend trat der Personalrat in Gespräche mit dem Intendanten und wies ihn darauf hin, dass auch Mitarbeiter, die den Normalvertrag Bühne abgeschlossen haben, dem Arbeitszeitgesetz unterfallen. Dies war dem Intendanten nicht bewusst, dennoch beharrte er darauf, dass der Tagesplan für das Dokumentieren der Arbeitszeiten ausreichend sei. Daraufhin drohte der Personalrat mit dem Gewerbeaufsichtsamt sowie mit dem Zoll (Prüfung der Einhaltung des Mindestlohngesetzes) und verwies ihn auf seine Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern. Des Weiteren führte der Personalrat Gespräche mit den im Verwaltungsrat sitzenden Stadträten und -rätinnen und legte diesen die aktuellen Arbeitsbedingungen dar. Das führte zu einem öffentlichen Druck.

Ergebnis

Seit Ende 2014 wird die tatsächliche Arbeitszeit dokumentiert. Hierfür erstellte die Personalabteilung Formblätter, die von den Mitarbeitern ausgefüllt werden. Eine Mitarbeiterin der Personalabteilung kontrolliert die Stundenzettel, ob die Höchststundenzahl und die Nachtruhe eingehalten werden, bei Verstößen spricht der Personalrat mit dem Intendanten. Mit diesem System wurde erreicht, dass Arbeitszeiten nur noch in den Endprobezeiten problematisch sind. Darüber hinaus wird am Wochenende nur noch einmal, statt zweimal gespielt, um so die gesetzlichen Arbeitszeiten einzuhalten. Beim Arbeitgeber ist mittlerweile das Bewusstsein dafür entstanden, dass auch Künstler und Künstlerinnen ein Recht auf anständige Arbeitszeiten haben.