Nominierung: Deutscher Personalräte-Preis 2024

Personalrat der Rottal-Inn-Kliniken KU, Eggenfelden

Projekt: Entlastung von Pflegepersonal durch Etablierung eines Springerpools

»Keinen Bock auf Einspringen? Wir auch nicht. Besondere Situationen erfordern besondere Reaktionen.«

PR-Vorsitzender Ludwig Hausmanninger (4.v.li.) und Gremium

 

Bewerber/in: Personalrat der Rottal-Inn-Kliniken KU, Eggenfelden
Projekt: Entlastung von Pflegepersonal durch Etablierung eines Springerpools
Beschäftigtenzahl: mehr als 1000
Projektzeit: 4/2023 bis 3/2024

 

Kurzbeschreibung

Die Dienstvereinbarung Springerpool will kurzfristige Personalausfälle im Pflegedienst kompensieren, um die Pflegekräfte auf den Stationen zu entlasten und den Krankenstand zu reduzieren. Hierbei sollten die Springer explizit nicht finanziell belohnt werden, sondern mit besonderen Dienstplan-Rahmenbedingungen (kein Umplanen und kein Einspringen) und Zusatzfreizeit von 4 Tagen/Monat (48 Tage pro Jahr!) dem immer wieder geäußerten Wunsch nach verlässlichen Dienstzeiten und mehr Freizeit entgegengekommen werden. Mit dem Modell wird somit faktisch in einem Teilbereich eine „4-Tage-Woche“ für Pflegekräfte geschaffen, die dafür in Kauf nehmen, an jedem Arbeitstag in einem anderen Arbeitsbereich eingesetzt zu werden.

Motiv

Im Flächenlandkreis Rottal-Inn nur noch ein vollumfänglich leistungsfähiges Akutkrankenhaus, welches alle anfallenden stationären Einweisungen und insbesondere Notfälle aufnehmen und behandeln kann. Die Überlastung der Notaufnahmen der Nachbarkliniken führte zu einer Zwangsbelegung unserer Klinik auch mit zusätzlichen Patienten benachbarter Landkreise. Das führte zu einer enorm hohen Arbeitsbelastung der Pflegekräfte, die über das gesamte Jahr hinweg mit einem voll belegten Haus ohne „Erholungsphasen“ umzugehen hatten. Jede Erkrankung eines Kollegen in der Pflege führte zu einer noch höheren Belastung der verbleibenden Kräfte, zu immer höheren Krankenständen und einer Gefährdung der Patientenversorgung. Zwischen den Verantwortlichen und dem PR gab es intensive Diskussionen bezüglich eines "Ausfallskonzeptes" für ungeplante, kurzfristige Personalausfälle, um die nicht abnehmende Zahl an Patienten weiterhin versorgen zu können, ohne das Personal ausbrennen zu lassen. Konventionelle Rekruitierungsmaßnahmen versprachen keinen Erfolg, so dass ein Springerpool mit „besonderen Arbeitszeit-Konditionen“ aufgebaut weden sollte, der in der gesamten Klinik ausgefallenes Personal ersetzen soll oder, wenn es keine Ausfälle gibt, zusätzlichen Freizeitausgleich für die regulären Kräfte ermöglicht.

Vorgehen

Zwischen allen Beteiligten stand fest: mit monetären Anreizen können keine Mitarbeiter gewonnen werden. Vielmehr sollte der Fokus auf ein immer wieder gewünschtes höheres Maß an Freizeit gelegt werden. Für die Springer sollte durch absolute Dienstplansicherheit, kein „Einspringen“ der Pool-Mitarbeiter und vier Tage Zusatzfrei pro Monat die Attraktivität einer Tätigkeit im „Springerpool“ gefördert werden, um Personal zu gewinnen. Alternativ wurden auch Wunscharbeitszeiten für Mitarbeiter im Springerpool angeboten, mit denen sich der Arbeitgeber an die zeitlichen Möglichkeiten der Mitarbeiter für den Springerpool anpasst, anstelle Mitarbeiter in bestehende Zeitmodelle des Arbeitgebers zu zwingen.

Ergebnis

Seit April 2023 zeigte sich eine kontinuierlich ansteigende Zahl an Bewerbern und neuen Mitarbeitern, sodass eine Grundbesetzung des Springerpools mit 9,5 Vollkräften Anfang 2024 erreicht wurde, bis Herbst wird der Springerpool einen Stand von 15,5 Vollkräften erreichen, die angestrebte „Vollausstattung“ mit 18,5 Vollkräften wird bis zum Jahresanfang 2025 erreicht werden. Dadurch kam es zu einer spürbaren Entlastung der Kolleginnen auf den Stationen. Die Personalabteilung misst spürbar zurückgehende Ausfallzeiten. Neben der Möglichkeit für alle Pflegekräfte sich selbst für den Springerpool zu bewerben und in den Genuss der Sonderregelungen zu kommen, überwiegen die zahlreichen positiven „Entlastungs-Rückmeldungen“ von der Beschäftigten, Stationsleitungen sowie der Pflegedirektion deutlich die kritischen Rückmeldungen. Auch der Arbeitgeber bewertet das Ergebnis so positiv, dass die Dienstvereinbarung und damit auch der Springerpool bereits vor dem vereinbarten Versuchsende zu einer dauerhaften Einrichtung umgewandelt werden konnte. Für uns als PR – Gremium ein gelungenes Projekt, auf das wir stolz sind.